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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 59

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrich Ii. 1215 — 1250. 59 Sein Leben ist erfüllt von schweren Kämpfen mit dem Papsttum. Er hatte bei der Kaiserkrönung versprochen, einen Kreuzzug zu unternehmen. Aber mit anderen Regierungssorgen beschäftigt, verschob er dessen Ausführung von Jahr zu Jahr. 1227 endlich versammelte er ein Kreuzheer in Apulien. Da brach eine Pest aus, an der auch Landgraf Ludwig von Thüringen, der Gemahl der heiligen Elisabeth, starb; und der Kaiser schob den Plan von neuem auf. Jetzt wurde er von dem greisen, aber leidenschaftlichen Papste Gregor Ix. mit dem Banne belegt. Trotzdem trat^Wnfter Friedrich im nächsten Jahre den Kreuzzug an. Er landete an der Küste von 1228 bis Palästina, und es gelang ihm, mit dem Sultan von Ägypten einen Vertrag 1229■ abzuschließen, durch welchen Jerusalem und die andren heiligen Stätten ihm abgetreten wurden. So zog er denn in die heilige Stadt ein; und obwohl der Patriarch das Interdikt über sie aussprach und alle geistlichen Handlungen, Gottesdienst, Glockenläuten verbot, setzte er sich selbst in der Kirche des heiligen Grabes die Krone von Jerusalem aufs Haupt. Zurückgekehrt, schloß er mit dem Papste Frieden und wurde vom Banne gelöst. Es folgten einige Friedensjahre, in denen sich der Kaiser der Verwaltung seiner unteritalischen Lande zu widmen vermochte. Für diese hat er Außerordentliches geleistet. In Deutschland dagegen ist er nur noch selten gewesen. Während er in Unteritalien einen starken, geschlossenen Staat begründete, trat er in Deutschland der wachsenden Zersplitterung nicht entgegen; vielmehr hat gerade er die deutschen Fürsten als Landesherren anerkannt. § 63. Friedrichs Kampf mit den Lombarden und dem Papste. Da entstand gegen Friedrich eine Empörung unter den lombardischen Städten. Bald schloß sich Papst Gregor Ix. seinen Gegnern an und ^anmu<| bannte ihn, indem er ihn wegen Unglaubens, wegen seines Verkehrs mit Mohammedanern und heimlicher Ketzerei mit Vorwürfen überhäufte. So folgte ein neuer Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, der dritte der gewaltigen Zusammenstöße beider Weltmächte. In diesem hatte das Papsttum eine starke Hilfe an den vor kurzem gegründeten Bettelmönchsorden der Franziskaner und Dominikaner, welche ihre Aufgabe darin sahen, unter dem niederen Volke Seelsorge zu treiben, ihm zu predigen und die Beichte abzunehmen, und schnell großen Einfluß gewannen. Während Papst und Kaiser in Italien einander gegenüberstanden, wurde Einfall^der die deutsche Ostmark von einer furchtbaren Gefahr bedroht. Die Mongolen 1241. halten unter dem Dschingiskhan, d. H. dem großen Fürsten, weite Gebiete

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 123

1909 - Leipzig : Hirt
4. Wichtige Ereignisse während der Regierung Wilhelms Ii. 123 Die Besetzung der Bucht von Kiautschou und der umliegenden Land-ftreckeu int November 1897 war der Ausdruck einer zielbewußten, ruhigen Politik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der Überzeugung, daß das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung einen Stützpunkt nötig hatte. In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland eine Eingangstür zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 330 Million Menschen, wie Frankreich solche in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne solchen Stützpunkt würden deutsche Unternehmungen in China schließlich andern Völkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke. Die Größe und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-lvendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhängig zu sein, ausgerüstet, verproviantiert und im Notfälle ausgebessert werden können. Dazu trat noch die Erwägung, daß die Festsetzung des Deutschen Reiches in Kiautschou, wie Bischof Anzer erklärte, als eine Lebensfrage für das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantuug erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den äußern Anlaß zur tatsächlichen Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem diese Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande. Die chinesische Regierung überließ dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Südschantnng belegene Gebiet vorläufig auf 99 Jahre pachtweise zur beliebigen Verfügung und verpflichtete sich, in einer Zone von 50 kni im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondere einer etwa notwendig werdenden Regulierung der Wasserläufe kein Hindernis entgegenzusetzen. Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pachtdauer im Pachtgebiet keinerlei Hoheitsrechte auszuüben, sondern deren Ausübung vollständig der deutschen Regierung überließ, erscheint das Deutsche Reich während der Pachtzeit in diesem Gebiet als souveräne Macht. Das Pachtgebiet hat den durchschnittlichen Umfang eines preußischen Kreises (501 qkm). Kurz darauf entstand eine kriegerische Verwicklung mit China. Nur gezwungen hatte China seine Häfen den Fremden geöffnet, eine große Partei ist gegen jeden Handels- und sonstigen Verkehr mit andern Staaten. Von Zeit zu Zeit tritt diese Partei der Boxer durch Angriffe auf die fremden Kaufleute und Missionen an die Öffentlichkeit. Bei einem solchen Aufstande wurde im Jahre 1900 der Kaiserlich Deutsche Gesandte in Peking, Freiherr von Kettöler, ermordet, und viele Missionen wurden zerstört. Die chinesische Kaiserfamilie floh aus Peking. Deutsche, französische, russische, englische und japanische Truppen wurden unter dem Oberbefehle des deutschen Generalfeldmarfchalls Grafen Walderfee vereinigt, um für die frevelhafte Verletzung des Völkerrechts und die Zerstörung der christlichen Kulturstätten mit bewaffneter Hand

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 60

1909 - Leipzig : Hirt
60 Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii. vollständige Trennung von Staat und Kirche durchführte, suchte er alle Parteien zu befriedigen. Die ersten Jahre seiner Regierung sind noch angefüllt mit Streitigkeiten gegen Holland, in denen es sich hauptsächlich um den Anteil handelte, den Belgien bei der Tilgung der Staatsschuld des früher vereinigten Königreichs zahlen sollte. Eine Einigung kam erst 1839 zustande, als Belgien eine jährliche Zahlung von 5 Million Gulden bis zur Tilgung der Schuld zu übernehmen versprach. Unter Leopolds Regierung erreichte das Land eine große Blüte. Die Einführung des französischen Münzfußes erleichterte den Handelsverkehr mit Frankreich. Bergbau, Ackerbau, Industrie, Handel und Schiffahrt nahmen einen großen Aufschwung. Das Land erhielt das dichteste Eisenbahnnetz von allen Ländern der Erde. Von Vorteil war dem Lande der Anschluß an den Deutschen Zollverein. Leopold I. genoß auch im Auslande großes Ansehen. Die Niederlande. Wilhelm I. regierte seit 1831 in den Niederlanden allein in patriarchalischer Weise. Dem Verlangen des Volkes nach einer mehr freiheitlichen Verfassung stand er unfreundlich gegenüber. Als die Kammer 1840 seine Zivilliste herabsetzte, dankte er ab und zog sich nach Berlin zurück, wo er 1843 starb. Sein Sohn Wilhelm Ii. regierte von 1840—1849. Italien. In dem Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien hatte eine Volkspartei dem König eine freiheitliche Verfassung abgerungen. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich fürchtete, daß die Bewegung auf die österreichischen Besitzungen in Oberitalien, die Lombardei und Venezien, übergreifen würde. Daher stellte ein österreichisches Heer die alten Zustände in Unteritalien und den beiden Inseln wieder her. Die österreichische Regierung in Oberitalien wurde dadurch nicht beliebter. Spanien und Portugal. Die freiheitliche Bewegung in Unteritalien war von Spanien ausgegangen. Dort hatten aufständische Truppen dem König eine Verfassung abgetrotzt. Mit Hilfe eines französischen Heeres wurden die Aufständischen zur Ruhe gebracht und die absolute Monarchie wiederhergestellt. Der König führte statt des bestehenden Thronfolgegesetzes das alte kastilische wieder ein. Nach diesem war weibliche Thronfolge zulässig. Als nun der König starb und nur eine Tochter Jsabella hinterließ, machte sein Bruder Don Carlos Ansprüche auf den Thron auf Grund des frühern Gesetzes. Das führte zu langwierigen Bürgerkriegen, die unter dem Namen Karlistenkriege bekannt sind. ^ Auch der reiche Kolonialbesitz in Amerika ging verloren. Da die Regierung dort fast nur Spanier als Beamte anstellte und diese das Volk zu ihrer eignen Bereicherung bedrückten, erhoben sich allenthalben

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 85

1909 - Leipzig : Hirt
6. Die wichtigsten Ereignisse in den übrigen Staaten. 85 in amerikanische Angelegenheiten nicht dulden dürften. Dieser Grundsatz heißt die Monroedoktrin. Die innere Entwicklung zu einem einheitlichen Staatswesen hielt mit der äußern Ausdehnung nicht gleichen Schritt. Die Bevölkerung setzte sich aus den verschiedensten Nationen zusammen. Der Gegensatz zwischen Nord- und Südstaaten bot fortgesetzt Anlaß zu Streitigkeiten. Der Grund lag in den wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Südstaaten betrieben, von Boden und Klima begünstigt, zumeist Plantagenwirtschaft. Da es schwer hielt, für die großen Betriebe die nötigen Arbeitskräfte zu gewinnen, hatte man Negersklaven eingeführt. In den Nordstaaten, wo es nur kleinere Farmen gab und durch Auffinden von Petroleumquellen, Erz- und Kohlenlagern eine blühende Industrie entstand, brachte der Zuzug von Einwandrern immer neue Arbeitskräfte, so daß hier 1827 die Sklaverei vollständig aufgehoben wurde. Trotz des Aufblühens der Nordstaaten bewahrte aber vorläufig der Süden immer noch seine politische Überlegenheit, besetzte den Präsidentenstuhl und übte in den Einzelstaaten durch seine Anhänger die Regierungsgewalt aus. Die Gegner der Sklaverei schlossen sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur großen, Partei der Republikaner zusammen, gegen die die Demokraten, die Sklavenarbeit vorläufig für unentbehrlich hielten, nur schwer ihre Stellung behaupten konnten. Zum erstenmal siegte bei der Präsidentenwahl im Jahre 1860 der Kandidat des Nordens Abraham Lincoln. Noch vor dem Amtsantritte Lincolns sagten sich 1861 sieben Sklavenstaaten von der Union los und gründeten einen neuen Staatenbund unter dem Namen Konföderierte Staaten von Amerika. Der neue Bund wählte den frühern Kriegsminister Jefferson Davis zum Präsidenten und richtete eine eigne Regierung ein. Später traten dem Bunde noch andre Staaten bei. Das war die Ursache zum Kriege. Der Krieg dauerte von 1861—1865 und wurde mit wechselndem Glücke geführt. Anfangs glaubten die Nordstaaten, mit geringen Streitkräften des Südens Herr zu werden, konnten aber wegen Zersplitterung ihrer Kräfte keine dauernden Erfolge erringen. Erst als General Grant den Oberbefehl über alle Heere der Nordstackten erhielt und einen einheitlichen Kriegsplan zur Durchführung brachte, siel die Entscheidung zugunsten der Nordstaaten. Die Südstaaten schlossen sich wieder an die Nordstaaten an. Alle Beschränkungen des Binnenhandels zwischen Nord und Süd wurden aufgehoben, alle Bürger ohne Unterschied der Rasse erhielten gleiche Rechte. Die Sklaverei hörte damit auf. Rumänien. Die Unabhängigkeitsbestrebungen in Rumänien endigten 1866 mit der Losreißung von der Türkei und der Bildung eines eignen

5. Für Präparandenanstalten - S. 270

1912 - Breslau : Hirt
270 C. Länderkunde. 8. Geschichtliches über die deutschen Kolonien. § 437. a; Bis 1884. Während das deutsche Volk zur Zeit der Hanse an der Seeherrschaft hervorragenden Anteil hatte, wurde es nach den großen Entdeckungen im 15. Jahrhundert durch die anderen Völker Europas auf dem Meere überflügelt: besonders die Niederländer, die Fran- zosen und die Engländer teilten sich in die fremden Länder; die Engländer erwarben von der Landfläche der Erde ein Fünftel. In Deutschland wur- den alle Kräfte im 16. Jahrhundert durch die Reformation, im 17. durch den Dreißigjährigen Krieg in Anspruch genommen. Der einzige Fürst, der sich bemühte, sein Land zur See mächtig zu machen, war der Große Kur- fürst, dessen Kolonien an der Guineaküste aber aus Mangel an Mitteln später wieder aufgegeben werden mußten. § 438. b) Kolonialer Erwerb. Erst nach der Gründung des Deutschen Reiches konnten auch große auswärtige Unternehmungen in Deutschland aufkommen. Aber in den ersten Jahren war die Reichsregierung mit der inneren Einrichtung des Reiches beschäftigt, bis die dichte Bevölkerung, aber auch der wachsende Unternehmungsgeist die Deutschen zur Umschau nach Kolonien drängten. Der erste Anstoß erfolgte 1884 aus den Hansestädten. Der Handel suchte nach neuen Absatzgebieten und nach Ländern, die Rohstoffe für die mächtig aufgeblühte Industrie liefern könnten. Nur solche Länder waren noch zu erwerben, die von den Hauptstraßen des Weltverkehrs ablagen. 1883 erwarb der Bremer Kaufmann Lüderitz das erste Stück von Deutsch- Südwestafrika, das 1884 vom Deutschen Reiche als erstes Schutzgebiet über- nommen ist. Das Schutzgebiet von Togo und Kamerün wurde gleichfalls im Jahre 1884 unter Gustav Nachtigal begründet. Unter öfteren Ver- Hinderungsversuchen der Engländer folgte noch in demselben Jahre durch Karl Peters' kühne Tatkraft die Besitzergreifung von Deutsch-Ostafrika, wo Hermann Wissmann an der Spitze deutscher Truppen in harten Kämpfen dem Sklavenhandel ein Ende machte, indem er das Haupt der Menschenhändler überwältigte. Ter Anfang zum deutschen Besitz in der Südsee wurde 1884 von O. Finsch in Neuguinea gemacht. 1898 wurde die Kiautschou-Bucht auf 99 Jahre von China gepachtet, 1899 die Inselgruppe der Marianen und Karolinen von Spanien gekauft und zuletzt die älteste Pflanzstätte deutschen Fleißes in den Tropen, der Hauptteil der Samoa-Juselu, durch Vertrag mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten erworben. 9. Größe und Vergleich mit dem Auslande. § 439. So hat das Deutsche Reich von den noch freien Gebieten so viel erhalten, wie noch möglich war, und ist eine Kolonialmacht zweiten Ranges geworden. Sein auswärtiger Besitz übertrifft die Bodenfläche des Heimatlandes fast um das Fünffache, die Einwohnerzahl dieses Gebietes freilich erreicht mit etwa 15 Millionen noch nicht die Kopfzahl der Be- völkerung des Deutschen Reiches südlich von Main und Nahe.

6. Deutsche Geschichte - S. 103

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Erhebung der Neichsritter und der Bauernkrieg. 103 Die Erhebung der Reichsritter und der Bauernkrieg. §108. Die Erhebung der Reichsritter. Es war nicht nur die religiöse Erregung, die damals große Teile des deutschen Volkes ergriffen hatte. Zunächst erhob sich ein Teil der deutschen Reichsritter unter der Führung Sickingens; noch gefährlicher wurde der große B auern-aufstand. Diese Erhebungen gingen vor sich, ohne daß der Kaiser schlichtend und Ordnung stiftend eingriff. Karl hatte nach dem Wormser Reichstag Deutschland verlassen und blieb ihm jahrelang fern, durch auswärtige Händel ganz in Anspruch genommen. Die Reichsritter waren längst in Erregung über die Schmälerung ihrer Selbständigkeit durch die vordringende Macht der Fürsten. Ihr Haupt war Franz von Sickingen, dessen Güter in der Psalz lagen; sein Sicktng-n. Freund und Berater war Ulrich von Hutten, der auf der Ebernburg an der Nahe, der Burg Sickingens, der „Herberge der Gerechtigkeit", eine Zuflucht gefunden hatte. Jetzt brach Sickingen plötzlich los und fiel über den geistlichen Kurfürsten von Trier her. Aber der Angriff mißlang völlig. Andere Fürsten kamen dem Trierer zu Hilfe; Sickingen wurde auf seiner Burg Landstuhl belagert, und ein bei der Beschießung abgesplittertes Balkenstück verwundete ihn tödlich. In demselben Jahre, sand auch Hutten den Tod. Er starb als Flüchtling, von Acht und Bann versolgt,^ arm und verlassen auf der Insel Ufnan im Züricher See. § 109. Der große Bauernkrieg. Einen weit größeren Umfang als die ritterliche Erhebung hatte der Aufstand der Bauern, die größte Revolution, welche die deutsche Geschichte kennt. Die deutsche Bauernschaft hatte sich im dreizehnten Jahrhundert in vielen Landschaften recht wohl besnnden. Sie erfreute sich damals eines steigenden Wohlstandes, da die Erträge des Ackerbaus wuchsen; sie litt nicht sehr unter dem Drucke der Gutsherren, da diese selten selbst Landwirtschaft trieben und die gutsherr-lichen Dienste daher gering waren; wem es im Jnlande nicht nach Wunsch ging, der ging in die Kolonisationsgebiete jenseits der Elbe und ließ sich als freier Bauer dort auf neuerworbenem Grund und Boden nieder. Aber im Laufe der Zeit war die Lage der Bauern viel schlechter geworden. Die adligen und geistlichen Gutsherren erhöhten willkürlich die Abgaben und die Fron-, d. H. Herrendienste; sie mißachteten ihre Rechte und suchten sie möglichst zu Leibeigenen zu machen; das Gemeindeland, besonders den Gemeindewald, schlugen sie zum eigenen Besitz. Von den Steuern ferner, welche der Staat jetzt auferlegte, wurde ein unverhältnismäßig großer Teil den Bauern aufgebürdet; denn sie waren der schwächste

7. Deutsche Geschichte - S. 110

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
110 Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648. immer knapper wurden und unter den Belagerten Hungersnot ausbrach. Endlich gelang es im Jahre 1535 den Bischöflichen unter Beihilfe von Verrätern, in die Stadt einzudringen und sie nach hartem Kampfe einzunehmen. Bockelson und seine Genossen wurden unter großen Martern hingerichtet, und noch heute sieht man an einem der Kirchtürme Münsters die eisernen Käfige, in denen man ihre Leichen aufgehängt hatte. Die Bevölkerung aber wurde wieder zum alten Glauben zurückgeführt. Karls V. Kriege. »egen Tunis § 117. Indessen hatte Karl v. eine Reihe äußerer Kriege zu führen, und aiigicr- ^ldzüge unternahm er gegen die türkischen Seeräuber, welche von den sogenannten Barbareskenstaaten Tunis und Algier aus das westliche Mittelmeer beherrschten, die Küsten unsicher machten und den Handel lahmlegten. Auf dem ersten Feldzug wurde Tuuis unter Beihilfe der sich empörenden Christensklaven genommen und große Beute gemacht. Dagegen mißglückte ein Zug gegen Algier völlig; Stürme vernichteten einen Teil der Flotte, und nur mit Mühe konnte der Kaiser die Reste des Heeres nach Spanien zurückführen. Krieg gegen Karl hatte ferner einen dritten und vierten Krieg gegen 8roni1' Franz I. zu führen; erst11544 wurde ein Friede geschlossen, in dem Franz endgültig auf Italien verzichtete. Im nächsten Jahre kam auch ein W a s s e n st i l l st a n d mit S u l e i -man zustande, dem freilich ein großer Teil Ungarns mitsamt der Hauptstadt Ofen überlassen werden mußte. Karl V. konnte endlich daran denken, den lange geplanten Glaubenskrieg gegen die deutschen Protestanten zu söhnn. C. vom schmallraldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden. 1546—1555. Der schmalkaldische Krieg. 1546—1547. Gründe und § 118. Vorgeschichte des Krieges. Luthers Tod. Mit tiefstem Wider-Ä* willen hatte Karl das Anwachsen des Protestantismus gesehen, nicht als katholischer Christ allein, sondern auch als Kaiser; denn in jeder Kräftigung des Protestantismus muhte er eine Verstärkung des Widerstandes gegen seine kaiserliche Gewalt sehen. Er hoffte jetzt, durch einen glücklichen Krieg in Deutschland die Glaubenseinheit und zugleich das Ansehen des Kaisertums wiederherzustellen. Einen Anlaß zum Kriege bot ihm die Weigerung der evangelischen Fürsten das Konzil zu besuchen, das eben jetzt im Jahre

8. Deutsche Geschichte - S. 144

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
144 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648—1786. Willenskraft. Im Inneren herrschte er mit Strenge und Härte; zugleich aber erhob er durch glückliche Kriege gegen Me Holländer und ©panier sein Vaterland, zu dessen größten Staatsmännern er gehört, zu einer gebietenden Stellung in Europa. Aber er starb bereits 1658. Es folgten zwei Jahre voll innerer Wirren, bis auf den Wunsch der Mehrheit des englischen Volkes 1660 Karlsi. Sohn Karl Ii. zurückberufen und das Haus Stuart wieder aus den Thron erhoben wurde. Karl Ii. Karl Ii. erfüllte die Hoffnungen nicht, die auf ihn gesetzt wurden. Seine Regierung war wiederum erfüllt von Kämpfen mit dem Parlamenr; nach außen entehrte er England, indem er sich von Ludwig Xiv. ein Jahr-Sturz gelb bezahlen ließ. Ihm folgte 1685 sein Bruder Jakob Ii.; er war dinch «mu katholisch. Die allgemeine Erbitterung kam 1688 zum Ausbruch; sein ^7°.!^ Schwiegersohn Wilhelm Iii. von Oranien, Erbstatthalter der 0i688u’ Niederlande, kam herüber, stürzte Jakob und wurde zum König von England erhoben. Jakob ging nach Frankreich. Die Engländer nennen diese Umwälzung die glorreiche Revolution. In dem langen Kampfe zwischen Königtum und Parlament hatte das letztere gesiegt. England blieb ein V e r f a s s u n g s st a a t; ja, es bildete sich die Gewohnheit aus, daß die Krone ihre Minister der jedesmaligen Mehrheit des Parlaments entnimmt. Indessen ward in Frankreich der Absolutismus ausgebildet.! Ludwig xiv. /§"158. Frankreich unter Ludwig Xiv. In Frankreich hatte bereits l643—m5-der Kardinal Herzog von Richelieu, der gewaltige Minister Ludwigs Xiii., Außerordentliches für die Staatseinheit und die absolute Gewalt des Königs geleistet. Er hatte insbesondere die Hugenotten bezwungen und ihnen die Festungen entrissen, die ihnen durch das Edikt von Nantes zugesichert worden waren. Ihm folgte in diesem Bestreben Mazarin, der während der Kindheit und Jugend Ludwigs Xiv. die Stellung eines ersten Ministers einnahm. Seit dessen Tode leitete Ludwig Xiv. selbst die innere und äußere Politik Frankreichs. Er war ein Mann, zum Herrschen geboren, von großen Geistesgaben, von starker Willenskraft, von außerordentlichem Ehrgeiz und Selbstgefühl, in seinem ganzen Wesen majestätisch. Er umgab sich mit dem größten Prunk und erbaute prächtige Schlösser, vor allem das ausgedehnte Innere Schloß Versailles, das mit seinen großartigen, in öder, ungesunder wtt,t' Gegend angelegten Gärten und Wasserkünsten ungeheure Summen kostete. Nach dem Grundsatz l’titat c’est moi hat er in Frankreich die Staatseinheit und den Absolutismus durchgeführt. Keinen andern Willen

9. Deutsche Geschichte - S. 174

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
174 Das Zeitalter der Emporkoinmens Preußens 1648—1786. zu oft am Rande des Abgrundes gestanden; die ihm die liebsten gewesen waren und am nächsten gestanden hatten, waren gestorben; einsam ist der König geblieben bis an sein Lebensende. In rastloser Arbeit, in unbedingter Erfüllung dessen, was er für seine Pflicht hielt, suchte er Befriedigung. Er nannte sich den e r st e n Diener des Staates; dem Wohle seines Volkes opferte er sich, ein gewaltiges Vorbild der Entsagung und Selbstverleugnung. „Ihr habt nicht nötig euch dafür zu bedanken", erwiderte er einst einer reich von ihm beschenkten, dankbaren Bürgerschaft; „dafür bin ich da." Die Regierungsform war der Absolutismus, Der König allein entschied, kein anderer Wille galt; auch die Minister waren nur Werkzeuge seines Willens. Es war eine Regierungsform, die eine ungeheure Arbeitskraft, eine geniale Einsicht, eine umfassende Sach- und Personenkenntnis verlangte. Der König brauchte nur wenige Stunden des Schlafes; um Ulhr früh pflegte er aufzustehen, und dann begann sofort die Arbeit.) Er las die Berichte, Eingaben und Bittschriften, die aus allen Provinzen, von Personen aller Stande an ihn einliefen, und versah sie mit kurzen Randbemerkungen, auf Grund deren seine Sekretäre die Antwort abfaßten; er hörte den Vortrag der Minister; er besichtigte die Truppen; häufig bereiste er die Provinzen und prüfte die Verwaltung und die Lage der Bevölkerung bis ins einzelne. Seine Erholung bildeten Lektüre, Poesie und Schriftstellerei, dazu das Flötenspiel. Flötespielend durchwandelte er oft die Galerie von Sanssouci; die Musik befreite ihn von den Sorgen des Tages. Seine Gedichte und Schriften waren auch ferner französisch; deutsch konnte er kaum richtig schreiben. Einst hatte er in einer geistvollen Geselligkeit Zerstreuung und Genuß gefunden; auch Voltaire, mit dem er seit der Rheinsberger Zeit in Briefwechsel stand, war einige Jahre sein Gast gewesen, bis er sich durch sein Betragen des Königs berechtigtes Mißfallen zuzog. In den letzten Jahrzehnten war es dagegen sehr still um Friedrich. Kaum jemand stand ihm innerlich nahe; fast die einzigen Geschöpfe, die der König liebte, waren seine Windhunde. Landwirt- § 184. Friedrich als Landwirt. Ein Gegenstand, der dem König von "b seiner Thronbesteigung an M W seinem Tode am Herzen lag, war die lattm! Vermehrung der Bevölketung. Aus West- und Süddeutschland, aber auch aus der Schweiz und Holland war er fortwährend bemüht Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach Beendigung des siebenjährigen Krieges und nachdem er bei der ersten Teilung Polens Westpreußen erworben hatte; man hat berechnet, daß er im ganzen mindestens 300 000

10. Deutsche Geschichte - S. 179

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
i.am 4'' L X . Friedrichs auswärtige Polilik in seinen letzten Jahrzehnten. 179 dazu den N e tz e d i st r i k t. Seitdem nannte sich Friedrich König von Preußen. Er verwandte auf die verwahrlosten Gebiete sogleich eine eifrige und erfolgreiche Arbeit. Deutsche Kolonisten wurden ins Land gerufen, der Netzebruch ausgetrocknet, der Netzekanal gebaut, eine geordnete Verwaltung hergestellt. So wurden diese Gebiete für das Deutschtum und zugleich für die Kultur gewonnen. §187. Friedrich der Große und Joseph Iju 1780 starb Marhr^g“. Theresia; sie hatte bis an ihr Lebensende in den österreichischen Erb-landen die Regierung geführt. In ihr schied eine edle Frau^ eine vortreffliche Landesmutter aus dem Lebm, unter deren sorgfältigem Walten Österreich trotz der Einbuße Schlesiens große Fortschritte gemacht hatte. Voll warmen Gefühls für ihre Untertanen, offen und treuherzig im Verkehr, hat sie viel Liebe genossen. Sie war eine rastlos tätige Herrscherin; nicht so geistreich wie Katharina, übertraf sie sie bei weitem durch ihre Sittenstrenge; sie war aufrichtig fromm und ihnr Kirche so ngeben^ haß sie gegen die Protestanten Hart war. Jetzt erst trat Joseph, dessen Wirkungskreis bisher sehr beschränkt 1765-^1790 gewesen war, die Herrschaft an. Ganz von dem Wunsch durchdrungen, seine Völker zu beglücken und an alle Verhältnisse des Staates die bessernde Hand anzulegen, begann er eine Reihe von Reformen, die teilweise sehr segensreich waren, aber mit der größten Überstürzung vorgenommen wurden; Friedrich der Große sagte von ihm, er tue immer den zweiten Schritt vor dem ersten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf, zog eine große Anzahl von Klöstern ein, gewährte den Protestanten Duldung. Da er bei seinem Vorgehen nirgend Rücksicht kannte und manche Rechte verletzte, so entstand bald vielfach große Erbitterung gegen ihn. Auch nach außen wollte er Österreich groß machen; er dachte insbesondere Bayern zu erwerben. Diesen Plänen ist Friedrich der Große, der keine Vergrößerung seines Gegners auf deutschem Boden zugeben wollte, zweimal' entgegengetreten. Zuerst kam es noch vor Maria Theresias Tode zu dem bayrischen Erbfolgekrieg; doch sind in diesem Kriege keine Schlachten geschlagen worden, und er hat beim Volke den Namen „Kartoffelkrieg" erhalten. Nachher gründete Friedrich zur Abwehr der Absichten Josephs den deutschen Fürstenbund, dem sich aus Furcht vor der 'Mtenbunb. W'.llkürpolitik des Kaisers viele Fürsten anschlossen. Joseph mußte auch dieses Mal auf seine Pläne verzichten. Am 17. August 1786 starb Friedrich der Große zu Sanssouci. Tod Fried. Auch in den Tagen der Krankheit hatte er die Arbeit für den Staat, dessen 17®^°ufe™t Größe er begründet hatte, nicht ausgesetzt. Ihm folgte der Sohn seines ^178??* verstorbenen Bruders August Wilhelm, Friedrich Wilhelm Ii. Unter
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